Frühjahrskonvent 2022

Erste Begegnung mit Präses Dr. Latzel

Frühjahrskonvent fragt nach den Perspektiven für den Pfarrberuf

Coronabedingt wieder ein Videokonvent

Die Pfarrvertretung hatte Präses Dr. Thorsten Latzel gebeten, seinen Blick auf den „Pfarrdienst in der EKiR – heute und in zehn Jahren“ mit den Teilnehmenden des Frühjahrskonvents zu teilen. Gemeinsam mit Vizepräses Christoph Pistorius (zeitweise nahm auch Frau Landeskirchenrätin Iris Döring teil) vertrat er beim mittlerweile vierten Videokonvent die Kirchenleitung.

Auch angesichts der hohen Zahl von Austritten sei der Handlungsbedarf in unserer Kirche akut und dringend. Für ihn, so der Präses, sei eine „personale Kommunikation des Evangeliums“ die Leitlinie für die Zukunft unserer Kirche. Diese entfaltete der Präses in mehreren Schritten und setzte ein mit seiner Würdigung des Pfarrberufs. Dies sei der schönste und gleichzeitig auch der anstrengendste Beruf: Wie kann in der Krise von Hoffnung gesprochen werden? Dieser Aufgabe gerecht zu werden könne an die eigenen Grenzen gehen.

Um den Transformationsprozess weiterzuführen, müsse die Pluralität der Gemeindeformen bewusst gestaltet werden. Die Beteiligung der Presbyterien solle verstärkt und gefördert werden – immer auch mit Blick auf die persönlichen Grenzen dieses Ehrenamtes. Multiprofessionelle Teams mit den Kirchenkreisen als Anstellungsträger könnten das Engagement in den Regionen fördern und die Gemeinden müssten nicht alles selber machen. Dabei müsse eine „Theologie von Kirchen-Leitung“ mit kybernetischen Kompetenzen erarbeitet werden. „Kontaktverluste erzeugen Austritte“ – wie kann dem entgegengewirkt werden?

Die digitalen Möglichkeiten und Netzwerke müssten bewusster eingesetzt werden, nur so könne die Kirche greifbarer werden und näherkommen. Die Diversität der kirchlichen Landschaften sei auch eine Chance. Erprobungsräume von Kirche vor Ort seien zu fördern. Insgesamt müsse die Kompetenz der Transformation erworben und gestärkt werden, hier gelte es, die Bereitschaft zum Aufbruch zu wagen.

„Wie gestalten wir unseren Pfarrberuf so, dass die Hoffnung erkennbar ist?“ Mit dieser Aufgabenstellung rundete der Präses seinen Vortrag ab und verband dies mit einem persönlichen Bekenntnis zum Pfarrberuf. Er sei Pfarrer geworden, weil er von Gott reden möchte und eine widerständige Hoffnung predigen könne.

In der sich anschließenden lebhaften Diskussion wurden verschiedene Aspekte aufgegriffen. Bei der Frage nach seiner Analyse der hohen Austrittszahlen verwies der Präses darauf, dass diese Entwicklung keineswegs allein auf das Handeln im Pfarrberuf bezogen werden dürfe. Es sei eine große Kontaktveränderung wahrzunehmen, kirchliche Anbindung ändere sich.

Auch die Sorge vor Überforderung bei der Gestaltung des Transformationsprozesses kam in den Diskussionsbeiträgen zum Ausdruck: Welche Aufgaben kommen denn noch zusätzlich dazu und wie kann überhaupt auf die „Work-Life-Balance“ geachtet werden? Hier ermutigte Präses Latzel, Schwerpunkte in der eigenen Arbeit zu beachten, was auch für einen selbst das Richtige sei. Kirche dürfe „kleiner“ sein und dies auf bewusste Weise als neue Herausforderung gestalten. (DV – 22.03.22)