Weniger Programme und Prozesse – mehr Glaubensvergewisserung!
Erstmals seit der Amtsübernahme traf Präses Manfred Rekowski am 2. November mit den Wahl- und Kontaktpersonen der Pfarrvertretung in Bonn zusammen. An dem Gespräch nahm auch Vizepräses Christoph Pistorius teil, der bereits im Frühjahr 2015 den Konvent besucht hatte.
Rekowski dankte den Pfarrerinnen und Pfarrern für die vielfältige Arbeit auf den unterschiedlichen Ebenen der Landeskirche. Er stelle fest, dass sich die Arbeitsbedingungen auf vielfältige Weise verändern. Es sei heute viel schwieriger und aufwändiger, Menschen im kirchlichen Kontext zu erreichen. Er sehe die Kirche aber auf einem guten Weg: In nächster Zeit müssten wir uns gemeinsam mehr um Glaubensvergewisserung kümmern. Es dürften in Zukunft nicht mehr mit der hohen Intensität der vergangenen Jahre Programme und Prozesse auf den Tagesordnungen der Gemeinden und Kirchenkreise stehen. Eine besondere Chance sehe er in den Überlegungen zu neuen, alternativen Gemeindeformen.
Entwicklung einer verbindlichen „Vereinbarungskultur“
Pistorius nahm Stellung zu Fragen aus den Reihen des Konvents. Im Vordergrund stand dabei eine Arbeitszeitregelung für den Pfarrdienst, zu der die bevorstehende Landessynode 2017 einen Beschluss fassen muss. Die Auswertung der Umfrage zur Arbeitszeit habe keine Präferenz für eine bestimmte Regelungsform ergeben. Wenn man einen Orientierungswert für die Arbeitszeit vorgeben wolle, könne man von einer Jahresarbeitszeit von 1.650 Stunden ausgehen, die genügend Freiraum für persönliche oder dienstlich vorgegebene Schwerpunktsetzungen schaffe. Die Kirchenleitung sei an einer verbindlichen Vereinbarungskultur interessiert, die insbesondere klare Regelungen für freie Zeiten, in denen Pfarrer und Pfarrerinnen nicht erreichbar sein müssten, und erforderliche Vertretungen beinhalten müsse. Die Vereinbarungen müssten verbindlich zwischen den Leitungsgremien und den Pfarrerinnen und Pfarrern getroffen werden – unter Beteiligung der jeweiligen Kreissynodalvorstände. Alle zwei Jahren sollten die Vereinbarungen dann überprüft werden, damit nötigenfalls Nachjustierungen erfolgen könnten.
Personalgewinnung muss „Generationenmix“ im Auge behalten
Im Blick auf den Nachwuchs zeigte sich Pistorius relativ entspannt: Man sei nahe an den geplanten Zugang von 50 Personen pro Jahr herangekommen. Jetzt müsse man sogar schon das Jahr 2040 in den Blick nehmen. Wichtig sei auch die Personalgewinnung in den mittleren Jahrgängen („Generationenmix“), damit es nicht in zwanzig Jahren ähnliche Überalterungsprobleme gebe wie jetzt. Der Präses fügte hinzu, dass sich mittlerweile nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer um eine Stelle, sondern dass auch Gemeinden sich um einen Pfarrer oder eine Pfarrerin bewürben. Aus Sicht der Personalführung müsse man aber leider klar feststellen, dass sich die presbyterial-synodale Ordnung auf die Begründung von Dienstverhältnissen eher lähmend auswirke. Aus dem Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer wurde angeregt, dass mehr über persönliche Entwicklungschancen im Pfarrdienst nachgedacht werden müsse.
Salutogenese wirkt weiter
Über das Gespräch mit den Kirchenleitungsmitgliedern hinaus stand der Jahresbericht des Vorsitzenden der Pfarrvertretung, Pfarrer Peter Stursberg aus Koblenz, im Mittelpunkt des Herbstkonvents. Stursberg berichtete über die Entwicklungen im Bereich des Gesundheits- und Eingliederungsmanagements im Pfarrdienst, die die Pfarrvertretung gemeinsam mit der zuständigen Abteilung im Landeskirchenamt weiterführen wollen. Dazu gehöre auch die Forderung einer verlässlich geregelten Kostenübernahme für Supervision durch die Landeskirche. Als „Herausforderung“ bezeichnete der Vorsitzende die zukünftigen Rahmenbedingungen für den Pfarrdienst – da komme die Landeskirche aus vielerlei Gründen nicht um eine Arbeitszeitregelung für die Pfarrerinnen und Pfarrer herum. Außerdem müsse spätestens auf der Landessynode 2019 positiv über die Wiedereinführung der Durchstufung nach A 14 positiv entschieden werden, wenn man die Attraktivität des Pfarrberufs in unserer Landeskirche nicht weiter herabsetzen wolle.
Qualitätsoffensive für Führungskultur
Als Schwerpunktthema für die nächste Zeit fasste Stursberg eine „Qualitätsoffensive Führungskultur in der EKiR“ ins Auge: Pfarrerinnen und Pfarrer füllten in den Gemeinden aufgrund des Personalaufkommens die Rolle von „Geschäftsführern“ mittelständischer Unternehmen aus. Darüber hinaus sei zu fragen, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, damit das Leitungshandeln auf den unterschiedlichen Ebenen die Arbeit im Pfarrdienst erleichtere und befördere. Es müsse über Befähigungen, Strategien und Konzepte nachgedacht werden, die die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden sowie ein Problem- und Konfliktmanagement förderten. Mitglieder des Konvents regten an, dass diese Aspekte zukünftig auch stärker in der Fortbildung für das Pfarramt berücksichtigt werden müssten.
Am 8. März 2017 treffen sich die Wahl- und Kontaktpersonen in Bonn zum Frühjahrskonvent – dann werden sie sich intensiver mit den Regelungen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) für den Pfarrdienst beschäftigen. (PS)