Herbstkonvent 2020

„Wir müssen den Entwicklungen nicht tatenlos zusehen!“

Konvent tagt erstmals digital

Am 28. Oktober 2020 sind die Wahl- und Kontaktpersonen zur Pfarrvertretung zum regulären Herbstkonvent zusammengetroffen. Der Konvent fand pandemiebedingt erstmals im Rahmen einer Videokonferenz statt. Zu Beginn stellte der Vorsitzende, Pfarrer Peter Stursberg aus Koblenz, erfreut fest, dass sich zu diesem Konvent die Kolleginnen und Kollegen aus den Kirchenkreisen fast vollständig vor ihren Bildschirmen versammelt hatten.

Am Anfang des Konvents stand die Andacht von Pfarrer Jochen Schulze aus Lohmar, über das Prophetenwort „Tröstet, tröstet mein Volk!“ (Jes 40, 1). Einerseits bedachte er dabei, wie Pfarrerinnen und Pfarrer in den zurückliegenden Monaten auf sehr kreative Weise versucht haben, trotz vielerlei Einschränkungen ihrem Seelsorgeauftrag nachzukommen. Er zitierte Altbischof Huber, der davon sprach, Seelsorge sei nicht nur systemrelevant, sondern mehr noch: existenzrelevant. Andererseits ermutigte er dazu, auch in den kommenden Zeiten sich Kraft und Fantasie nicht rauben zu lassen, mit denen wir das Wort Gottes den Menschen weitersagen: „Und wenn es über Sprache nicht mehr geht, dann geht es mit Gesten, Riten und Zeichen und den digitalen Möglichkeiten, die zu nutzen wir gelernt haben.“

Im Anschluss fand unter der Leitung von Pfarrer Christoph Hüther, dem stellvertretenden Vorsitzenden, die Aussprache über den zuvor elektronisch verschickten Jahresbericht des Vorsitzenden statt. In seinem Bericht bezog sich Stursberg auf die „Freiburger Studie“ und verwies auf die aus seiner Sicht wichtige Schlussfolgerung, dass nur ein Teil des Mitgliederschwunds der demografischen Entwicklung zuzuschreiben sei: „Wir müssen den Entwicklungen nicht tatenlos zusehen! Es gilt, die aufgezeigten Entwicklungen in den Blick zu nehmen und im gemeinsamen Diskurs die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen, um dann gemeinschaftlich mit Kreativität, Mut und Tatkraft aktiv zu werden“. Aus dem Kreis der Pfarrerinnen und Pfarrer wurde Skepsis gegenüber der Studie und ihren Schlussfolgerungen laut. Außerdem verwies man darauf, dass es gerade angesichts der Personalentwicklung an Kraft und Zeit mangele, um kreative Prozesse in Gang zu setzen, weil die Energie oftmals von „pfarrdienstfremden“ Tätigkeiten aufgezehrt werde. Stursberg nahm diese Rückmeldung auf und meinte, dies könne und solle Anlass geben, um sich erneut mit dem Pfarrbild zu beschäftigen. Dabei müsse es dann auch zu Begrenzungen im Tätigkeitsbereich kommen, damit Pfarrerinnen und Pfarrer wieder ihrem originären Auftrag gerecht werden könnten, der seinen Schwerpunkt in Predigt, Lehre bzw. Unterricht und Seelsorge finde.

Auch auf die EKD-Leitsätze zur Zukunft der Kirche unter der Überschrift „Kirche auf gutem Grund“ ging der Vorsitzende ein. Wenn in der überarbeiteten Synodalvorlage auf die Notwendigkeit von grundlegenden Strukturveränderungen hingewiesen werde, dann habe das auch etwas mit den Prioritätendiskussionen in der Vergangenheit zu tun, die man entweder gar nicht oder nur halbherzig geführt habe. Als besondere Herausforderung beschrieb Stursberg die Hinwendung zu den Menschen, die zwar Interesse an der Kirche zeigten, sich aber nicht durch eine Mitgliedschaft binden wollten. Gerade hier müsse man über alternative Formen der Kirchenmitgliedschaft nachdenken.

Insgesamt sei es für die jungen Kolleginnen und Kollegen wichtig, sich jetzt in diese Diskussionsprozesse aktiv einzuschalten: „So haben sie die Chance, die Arbeits- und Rahmenbedingungen ihres Dienstes in der Zukunft aktiv mitzugestalten!“ Außerdem mahnte Stursberg, Pfarrerinnen und Pfarrer sollten sich in Leitungsgremien nicht daran beteiligen, Wiederbesetzungen von Pfarrstellen zugunsten kostengünstigerer Alternativen zurückzustellen.

Da der zeitliche Rahmen des Konvents nicht für eine kritische Würdigung und eine ausführliche Diskussion der bereits erwähnten Papiere ausreichte, stellte die Pfarrvertretung in Aussicht, dass der Frühjahrskonvent diese Thematik noch einmal ausführlich aufgreifen könne.

Im weiteren Verlauf des Konvents stellte sich Gabriele Kibat vor, die in der Ev. Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung den Fachbereich Supervision und Coaching verantwortet. Dort werden auch die Anträge der Pfarrerinnen und Pfarrer aus der Landeskirche bearbeitet, die mittlerweile einen Anspruch darauf haben, dass die Kosten für neun Stunden Einzel- oder dreißig Stunden Team- oder Gruppensupervision jährlich von der Landeskirche übernommen werden. Entsprechende Informationen sollen durch die Wahl- und Kontaktpersonen in den Kirchenkreisen weitergegeben werden. (PS -02.11.20)