Jubiläumskonvent – 10 Jahre Pfarrvertretung

Zehn Jahre Pfarrvertretung 2009 - 2019

Was war – was ist – was wird

Jubiläum mit Rückblick und neuem Logo

(Die Texte der Andacht von Präses Manfred Rekowski, des 10-Jahres-Berichts des Vorsitzenden der Pfarrvertretung, Peter Stursberg, und des Impulsreferates von Vizepräses Christoph Pistorius finden Sie unten auf der Seite unter „Mehr zum Thema“.)

Der Jubiläumskonvent wurde mit einer Andacht des Präses eröffnet.

Ihr 10jähriges Bestehen feierte die Pfarrvertretung der Evangelischen Kirche im Rheinland am Donnerstag, 21.11.2019, in Bonn. Im Haus der evangelischen Kirche kamen Delegierte als Konvent der Wahl- und Kontaktpersonen aus fast allen Kirchenkreisen zusammen, um dieses Jubiläum miteinander zu begehen. Auch der Präses unserer Landeskirche, Manfred Rekowski, der Vizepräses, Christoph Pistorius, und Landeskirchenrätin Iris Döring nahmen als Gäste und Mitgestaltende teil. Besonders freute sich die Pfarrvertretung über Gründungsmitglieder, die der Einladung gefolgt waren, u.a. die erste Vorsitzende, Pfarrerin i.R. Asta Brants, dazu Mitarbeitende des Landeskirchenamtes, der Verwaltung, der Vertretung der IVEKD sowie der Vikarsvertretung.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden der Pfarrvertretung, Peter Stursberg, begann der Tag mit einer Andacht des Präses. Mit Hebräer 4, Vers 12 „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch“ entfaltete er die theologische Perspektive des Hebräerbriefes, der in Zeiten der Krise die Situation mit theologischer Tradition interpretiere und das alte Evangelium situationsgerecht neu sage. „Wiederholungen sind zu wenig“, so Rekowski, es brauche lebendige, kräftige, schärfere Worte, die auf den Grund gehen. Dabei leite den Verfasser des Hebräerbriefes ein seelsorgliches Interesse für die in der Krise Angefochtenen. Er ermutigt sie, der schöpferischen Kraft von Gottes Wort Neues zuzutrauen. Der Herr der Kirche werde auch in veränderten Rahmenbedingungen mit uns zu seinem Ziel kommen, das der Hebräerbrief als „Ruhe Gottes“ beschreibt. Musikalisch wurde die Andacht gestaltet vom Bonner Kantor Hubert Arnold (Keyboard) und dem Saxophonisten Herrn Schnarr.

Die Kaffeepause bot erste Gelegenheit zum Austausch unter den Wahl-/ Kontaktpersonen und Gästen.

Danach hielt der Vorsitzende der Pfarrvertretung seinen Rückblick auf „10 Jahre Pfarrvertretung“. Peter Stursberg schlug einen Bogen mit den Leitworten „Was war – was ist – was wird“: Von der Entscheidung der Landessynode 2009 zur Wahl einer Pfarrvertretung in der EKiR, über die erste Konstituierung am 7.12. 2009 in Düsseldorf mit der Wahl von Pfarrerin Asta Brants aus Aachen zur Vorsitzenden und Peter Stursberg zum Stellvertreter zusammen mit fünf weiteren gewählten Mitgliedern. Er erinnerte danach an den durchaus steinigen ersten Weg im Gegenüber mit den Personalverantwortlichen im LKA über den ersten öffentlichen Auftritt auf der Landessynode 2011 und benannte wichtige Ziele, die die Pfarrvertretung in zehn Jahren umsetzen konnte. Dazu gehörte zuletzt die Mitwirkung an der von der Landessynode 2019 beschlossenen erneuten Durchstufung der PfarrerInnen nach A 14. Außerdem ist die Pfarrvertretung an vielen Vorlagen und Gesetzesvorhaben stellungnehmend beteiligt und im regelmäßigen Gespräch mit der Kirchenleitung.

Peter Stursberg wies nachdrücklich auf die Begleitungen hin, bei denen die Mitglieder der Pfarrvertretung an der Seite von hilfesuchenden Pfarrerinnen und Pfarrern in Beratungen und Konfliktlagen „beratend, moderierend und deeskalierend tätig“ werden, und dadurch „mit konstruktiver, verlässlicher Arbeit“ krisenbewältigende Lösungen finden, die es ermöglichen, unbeschädigt neue Perspektiven zu finden. Dies habe durch die zehn Jahre auch die Personalabteilung und manchen Superintendenten/in überzeugen können. Der Kontakt zu den Wahl- und Kontaktpersonen aus den Kirchenkreisen erfolgt in zwei Konventen pro Jahr mit intensivem Austausch, Aufnahme der Anliegen von KollegInnen und zugleich konsequenter Transparenz der Arbeit der Pfarrvertretung. Eine Interessensvertretung der Anliegen von PfarrerInnen, die zugleich das Ganze im Blick behält sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in großer Einigkeit sind aus Sicht der Pfarrvertretung entstanden.

Peter Stursberg stellte außerdem das neue Logo der Pfarrvertretung vor – drei Beffchen mit liturgischen Kichenjahres-Farb-Akzenten – das zukünftig die Pfarrvertretung der EKIR auf den ersten Blick erkennbar macht –  wie auf dem Jubiläumsflyer, der alle Kirchenkreise erreichen soll.

Als wichtigste Herausforderung der Zukunft unter dem Aspekt „Was wird“ benannte Stursberg die Sicherung der hohen Qualität der Arbeit der PfarrerInnen, wobei gleichzeitig bei den zurückgehenden Zahlen auf den Schutz vor Überlastung zu achten sei. Die Pfarrvertretung werde auch in Zukunft „die Belange des Pfarrdienstes beharrlich und konstruktiv zur Sprache bringen, damit wir (…) gemeinsam zu guten Lösungen für alle Beteiligten kommen“.

Präses Rekowski dankte in seinem Grußwort ausdrücklich für die konstruktive Zusammenarbeit mit der Pfarrvertretung, die konsequente Lösungsorientierung, die Verlässlichkeit und für den Mut, auch einmal ein Tabu zu brechen.

Prof. Okko Herlyn (Professor em. für Ethik, Anthropologie und Theologie an der Evangelischen Fachhochschule Bochum; davor Pfarrer in Duisburg) setzte als „Enkel von Hanns-Dieter Hüsch“ einen Kontrapunkt zum Abschluss des Vormittags. Mit seinem Kabarett-Programm „Hier stehe ich – ich kann auch anders. Wenig Erbauliches aus Kirche und anderen Realsatiren“ gab er ganz eigene Einblicke in Theologie, Tiefen und Untiefen von Rheinischer Kirche, Gemeinde und Gottesdienst. Lebhafte Reaktionen, lautes Gelächter und langanhaltender Applaus zeigten, dass die Anwesenden sich an manchen Stellen „entdeckt“ fühlten.

Mit herzlichem Dank des Vorsitzenden an Okko Herlyn und ebenso an die Mitarbeitenden des Hauses der evangelischen Kirche in Bonn, die das Jubiläum und die halbjährlichen Konvente immer wieder sorgsam und gastfreundlich betreuen, ging es in die Mittagspause.

Den Nachmittag prägte das Impulsreferat von Vizepräses Christoph Pistorius „Was uns im Hirtenamt und im Dienst der Verkündigung aufgetragen ist“ und der Pfarrdienst 2030.

In sieben Impulsen ging er den Fragen nach, welche Entwicklungen für den Pfarrdienst zu erwarten seien, wie er umgestaltet werden müsse und welche Zukunftsaufgaben anstehen. Er nannte u.a. Pfarrdienst zwischen Berufung und Beruf; der Hirte und die Herde/Pfarrdienst in neuen Organisationsformen; Kommunikation; Verkündigung als zentrales Handlungsfeld; Professionalität in Bezug auf das Selbstverständnis; zwischen Prophetie und Relevanz.

Durch gesellschaftliche und durch kirchliche Veränderungen wandle sich auch das Berufsbild des Pfarrers / der Pfarrerin in unserer Kirche. Als Teil der „Missio Dei“ hin zu den Menschen lebt sie durch das erneuernde Handeln Gottes. Pfarrpersonen sind Schlüsselpersonen, aber die professionelle Wahrnehmung des Pfarrdienstes kann sich in eine gute Lerngemeinschaft mit anderen begeben. Der kirchliche Bezugsrahmen sieht Gemeindeglieder nicht als „Kunden“, denen etwa mit einer Amtshandlung eine „Dienstleistung“ der Kirche erbracht werde. Wichtig seien eine Klärung von persönlicher und dienstlicher Rolle im Leitungs- und Führungsverhalten, verantwortliches Selbst-Management („Zeit fürs Wesentliche“) und die Reflexion des eigenen Tuns, z.B. durch Supervision. Die aktuelle Eröffnung von „Erprobungsräumen“ soll in der Kirche ermutigen, neue Wege hin zu den Menschen bewusst zu suchen. Auftrag ist immer die „Kommunikation des Evangeliums“. Dafür braucht es eine verantwortliche Entscheidung, was – auch mit weniger Pfarrpersonen – wichtig zu tun ist und was zukünftig zu lassen sein wird. Eine Kernaufgabe sei die leidenschaftliche Suche nach passenden Verkündigungsformen in die Gemeinde hinein. Die Fokussierung auf den Sonntags-Gottesdienst müsse abgelegt werden. Verkündigung erreicht Menschen auf vielen Wegen, z.B. in der Kirchenmusik, in Spiritualität oder Meditation, im diakonischen und sozialen Engagement der Kirchen. Zu suchen sei nach einer „Theologie des öffentlichen Raumes“.  PfarrerInnen stehen zwischen Prophetie und Relevanz: Ihre Verkündigung kann nicht nur Selbstbestätigung der Menschen sein, sondern muss auch nach dem fragen, was Menschen um Gottes Willen brauchen.

Der stellvertretende Vorsitzende der Pfarrvertretung, Christoph Hüter, dankte Vizepräses Pistorius für das Referat und moderierte die anschließende lebhafte Aussprache der einzelnen Impulse.

Mit einem herzlichen Schlusswort führte Peter Stursberg zum Ende der Jubiläumsfeier und dankte dabei allen in Planung und Durchführung Beteiligten, ehe Präses Rekowski den Tag mit dem Reisesegen abschloss.

Tanja Bodewig/Martina Biebersdorf

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