Frühjahrskonvent 2024: „Unterwegs im Namen des Herrn…“ – ein Leben lang im Dienst der Kirche!?

Landespfarrer Holger Gießelmann in seiner „Arbeitskleidung“
Foto: Holger Gießelmann

Schwerpunkt des diesjährigen digitalen Frühjahrskonvents war die Werbung für den Nachwuchs in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Kirche. Die Pfarrvertretung hatte den westfälischen Kollegen Holger Gießelmann eingeladen, um über die Nachwuchsgewinnung in der Ev. Kirche von Westfalen (EKvW) zu berichten.

Gießelmann ist seit 2019 Landespfarrer für Nachwuchsgewinnung im Landeskirchenamt in Bielefeld. Sein Arbeitsfeld umfasst nicht nur die Nachwuchsgewinnung für den Pfarrdienst, sondern für alle kirchlichen Berufe, also auch Gemeindepädagogik (Diakon*in), Kirchenmusik, Religionslehrer*in, Erzieher*in und nicht zuletzt Mitarbeiter*in in der Verwaltung. In allen Bereichen ist ein erheblicher Nachwuchsmangel zu verzeichnen.

Arbeitsschwerpunkt ist die Multiplikatorentätigkeit in einem kleinen Team. Neben Gesprächsangeboten werden „Kompasstagungen“ für kirchliche Berufe und gemeinsame Erlebnisse organisiert. Eine zentrale Stellung in der Arbeit nimmt das Angebot von Praktika ein, die z.B. im Rahmen eines FSJ (Diakonisches Jahr in der EKvW) gemacht werden können. Hierzu findet sich auf der Homepage www.machkirche.de eine interaktive Karte der Landeskirche, auf der man Praktikumsangebote in den genannten Arbeitsgebieten in den unterschiedlichen Regionen der Landeskirche finden kann. Außerdem ist die Arbeitsstelle bestens im Netzwerk Nachwuchs der EKD vernetzt, das während des vergangenen Kirchentags Infoangebote auf dem „Markt der Möglichkeiten“ und dem „Zentrum Jugend“ entwickelt und organisiert hat.

Eine Abfrage unter Teilnehmenden der vergangenen Tagung, die Holger Gießelmann mit seinem Team durchgeführt hat, ergab, dass die Motivation zur Teilnahme vielfältig ist, aber in keinem Fall von der Pfarrperson in der Heimatgemeinde dafür geworben wurde. Laut Gießelmann könnte dies in Westfalen (vermutlich aber auch in anderen Regionen) mit einer lebensbiographisch kritischen Haltung der Pfarrpersonen zur eigenen Landeskirche zusammenhängen.

Aus Sicht der Pfarrvertretung ist in der Breite aller Arbeitsgebiete eine Intensivierung der Nachwuchsgewinnung in unserer Landeskirche dringend geboten. Dazu bedarf es neuer Wege, denn die Kontaktaufnahme – insbesondere mit jungen Menschen – erfolgt heute auf sehr unterschiedliche, in jedem Fall aber auf kreative Weise. Diese Erkenntnis hat sich in Westfalen durchgesetzt, und sie wurde und wird auf eindrucksvolle Weise in die Tat umgesetzt. Denn immer noch geht es darum, Menschen mitzunehmen und zu begeistern.

Im Verlauf seines Vortrags benannte Gießelmann sieben Gesichtspunkte, die das Gespräch mit jungen Menschen kennzeichnen müssen:

  • Positive Beratung, sensible Kommunikation.
  • Ironie ist kontraproduktiv.
  • Mit der Freude am eigenen Beruf anfangen.
  • Ehrlich bleiben: es gibt im eigenen Beruf auch Belastendes. Jugendliche sehen ja, wie es ist.
  • Möglichkeiten beschreiben: Nie konnte man so viel gestalten wie jetzt!
  • „Frag mal eine*n jüngere*n Kolleg*in.“
  • Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten im Pfarramt: Veränderungen der Arbeitsgebiete sind möglich und bieten neue Herausforderungen

Im Nachgang reflektierten die rund 30 Konventsmitglieder aus den rheinischen Kirchenkreisen, was in unserer Landeskirche zu tun ist. Am Anfang stand dabei die Einschätzung, dass die bisherigen rheinischen Strukturen zur Nachwuchsgewinnung als unzureichend anzusehen sind.

Es herrschte Einigkeit, dass das westfälische Modell der Nachwuchsgewinnung in die Gespräche mit der Personalabteilung und der Kirchenleitung eingebracht werden soll. Denn die Landessynode 2024 hat mit der Pfarrstellenplanung 2040 beschlossen, dass die Kirchenleitung der Landessynode 2026 ein Konzept zur Nachwuchsgewinnung und strategischen Personalplanung vorlegen soll. Das westfälische Modell könnte dabei eine Vorlage darstellen, insbesondere im Hinblick darauf, dass dabei nicht nur der Nachwuchsmangel im Pfarrdienst im Blick ist. An diesen Überlegungen wird sich die Pfarrvertretung sehr gerne beteiligen.

Außerdem sollte die Nachwuchswerbung zumindest für den Pfarrdienst auf Ebene der Kirchenkreise durch geeignete Pfarrpersonen organisiert werden. Entscheidend sind die Vernetzung und das Engagement jüngerer Kolleginnen und Kollegen.

Darüber hinaus könnten Kirchengemeinden Praktikumsplätze für die verpflichtenden Schulpraktika (nicht nur in KiTas) anbieten. Dazu müssten sie im Gespräch mit den Schulen versuchen, in die entsprechenden Listen mit angebotenen Praktikumsplätzen zu kommen. Mit einer gewissen Hartnäckigkeit ist das sicherlich zu bewerkstelligen.

(PS – 18.03.2024)